Wenige Urlaubsziele haben so viele Metamorphosen durchlaufen wie Goa in Indien: In den 70er Jahren entdeckten Hippies aus aller WEltdiesen indischen Bundesstaat im Süden des Kontinents. Die Strände dienten damals nicht nur zum Sonnenbaden, sondern auch als malerischer Hintergrund für psychedelische Raveparties. Heute zieht es viele Rentner aus Europa in das sonnige Klima. Das meiste Geld wird mittlerweile mit einheimischen Touristen verdient. Goa ist ein gefährliches Pflaster für alleinreisende Frauen. Warum ich es trotzdem empfehle, erfährst du hier.
In Goa dreht sich das Rad der Zeit
Die Geburtsstunde des Techno fand in Goa statt. 1985 besuchte ich Goa zum ersten Mal. Von 1994 bis 2018 lebte ich hauptsächlich in dem indischen Bundesstaat. Am Anfang war das Leben dort noch sehr einfach, aber hatte Charm. Schweinetoiletten ersetzten die Wasserspülung. Wer aufs Häuserl ging, beglückte die wartenden Vierbeiner. Internet lag noch in ferner Zukunft. Die Dörfer waren noch kleine Ansammlungen von Bungalows im Kolonialstil.
Bereits damals vergnügten sich die Hippies mit Raveparties, die gegen Mitternacht starteten und zum Sonnenaufgang ihr Crescendo hatten. Reisende aus aller Welt überwinterten damals in Goa. Drogen wurden massenhaft konsumiert. Am Strand konnte man noch im Tanga sonnenbaden – selbst als Frau. Doch das Rad der Zeit dreht sich in diesem kleinen Bundesstaat von Indien besonders schnell.
Ziel der Politiker: High spending Foreigners
Die idyllischen Zeiten gehören längst der Vergangenheit an. Um die Jahrtausendwende herum begann die Regierung, die Hippies zu säubern. Das Ziel war, zahlungskräftige Foreigners, sogenannte high spending foreigners, anzuziehen. Der Plan ging nur bedingt auf. Die Goaner hatten vergessen, dass Touristen mit tiefem Geldbeutel auch eine ordentliche Infrastruktur für ihr Geld erwarten. Doch in Goa gehören stundenlange Stromausfälle nach wie vor zum Alltag.
Im Lauf der Jahre hat sich gezeigt, dass die meisten Urlauber Thailand gegenüber Indien und besonders Goa bevorzugen: Die Reisekosten sind günstiger, der Flug ungefähr gleich weit und das Essen ist besser.
Business-Mind statt purem Hedonismus
Das Rad der Zeit hat sich aber auch für die Hippies gedreht. Die neue Generation von Aussteigern wollte nach der Jahrtausendwende in Goa vor allem Geld verdienen. Viele pendelten zwischen Goa und Ibiza hin und her und finanzierten ihren Bohème-Lifestyle mit dem Verkauf diverser Waren. Sie brachten wie die ursprünglichen Hippies Farbe ins Leben. Doch der Charme war dahin. Das Motiv des Geldverdienens veränderte die Atmosphäre von purem Hedonismus.
Immer mehr alte Hippies suchten sich andere Länder, um zu überwintern. Mitglieder der neuen indischen Mittelschicht ersetzten sie – nicht unbedingt zum Vorteil. Frauen genießen in Indien generell einen niedrigen Status. Brutale Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung.
Wer es in Goa als Frau schafft, hat Chuzpe
Dennoch empfehle ich Goa als ein Reiseziel für alleinreisende Frauen. Der Grund: Wenn du hier deinen Weg machst, hast du dich selbst bewiesen. Ich bin zwei Jahre lang mit einer Enfield Bullet durch Indien gefahren. In Goa hatte ich die Idee zu dieser Reise. In Goa habe ich Motorrad fahren gelernt. Goa hat mich zutiefst geprägt, als Frau und Mutter.
Als alleinreisende Frau kannst du Goa als einen Härtetest betrachten. Wenn du dich hier durchsetzen kannst, kann dir niemand so schnell etwas vormachen. Die meisten Goaner sind sehr freundlich im Umgang. Tagsüber, nachts wird es schnell gefährlich. Vor Jahren riet ich öffentlich davon ab, alleine durch Indien zu reisen. Mittlerweile hat sich meiner Meinung nach die Sicherheitslage ein bisschen entspannt. Als sicheres Reiseziel würde ich Goa dennoch nicht bezeichnen.
Betonburgen und wildes Sammelsurium von Gebäuden
Das Goa von heute hat mit dem ursprünglichen Hippieparadies nur noch wenig zu tun. In Calangute und Candolim besiedeln meist Rentner die Shacks am Beach. Bebauungspläne kennt man hier nicht. Riesige Betonburgen mit Ferienwohnungen sind selbst in den Dörfern im Hinterland zu finden. Die Küste ist zugebaut mit einem wilden Sammelsurium von Hotels, Restaurants und Touristenläden. Dennoch kommen viele Ausländer gerne hier her. Die farbenfrohe, entspannte Atmosphäre hat für gestresste Deutsche immer noch ihren Reiz.
Hier sind die Top Fakten, warum Goa ein so interessantes Reiseziel für alleinreisende Frauen ist.
Goa: Palmenstrände und üppige Natur
Goa ist bekannt für seine schönen Strände, die von Palmen gesäumt sind und eine malerische Kulisse bieten. Die Sonne scheint fast ständig rund ums Jahr. Selbst in den Monsoon-Monaten regnet es nur selten den ganzen Tag lang. Die Natur sprießt üppig dank der eisenhaltigen Böden. In Goa blühen Bougainvillea, Frangipani und viele andere exotische Pflanzen. Das lässt die vielen Bausünden schnell vergessen.
Mittlerweile hat die Regierung sogar Abfallentsorgung am Strand organisiert. Die Sauberkeit lässt dennoch an vielen Stellen zu wünschen übrig. Das Hinterland bietet sich für zahlreiche Ausflüge an, zu Wasserfällen und diversen kleinen Nationalparks.
Interessante Kultur, von Portugal geprägt
Goa ist der Bundesstaat Indiens, der am meisten an Europa erinnert. Allerdings verwächst sich das zusehends mit der Indianisierung. Bis 1961 war Goa eine Kolonie Portugals. Viele Goaner erinnern sich noch mit Wehmut an die guten alten Zeiten. Seit der Entdeckung 1498 durch Vasco da Gama war dieser kleine Staat eine Drehscheibe für internationalen Handel. Porzellan aus China, Gewürze aus Indien, Sklaven aus Afrika: Lange Zeit war Goa eine blühende Handelsnation, bei der natürlich die Kolonialherren den Löwenanteil einstrichen.
Die Überreste des damaligen Wohlstands sind Herrenhäuser, die besichtigt werden können. Zudem gibt es auch einige antike Hindu-Tempel und Kirchen. Ursprünglich waren die Goaner Hindus, wurden durch die Kolonialherren aber zwangsbekehrt. Seit einigen Jahren hat sich in Goa eine Kunstszene etabliert mit zahlreichen Galerien, die regelmäßig zu Vernissagen einladen.
Yoga, Meditation und Wellness
Goa hat sich zu einem Zentrum für Yoga und Meditation entwickelt. Zahlreiche Zentren bieten Kurse und Retreats an. Zudem gibt es einige Kliniken für ayurvedische Medizin. Bereits die Hippies interessierten sich hier stark für Wellness, meist, um den Drogenkonsum zu verkraften. Heute bieten auch zahlreiche Ärzte alternative Therapien an, etwa Injektionen mit hochdosiertem Vitamin C.
Darüber hinaus hat sich Medizintourismus etabliert, vor allem für Zahnbehandlungen. Die Preise betragen einen Bruchteil der in Europa üblichen Summen.
Tipps für Frauen, die in Goa alleine reisen
Wie bereits erwähnt, Goa ist vor allem nachts ein gefährliches Pflaster für alleinreisende Frauen. Tagsüber hast du wenig zu befürchten. Ich empfehle dir, folgende Hinweise zu beachten.
- Vermeide nach Sonnenuntergang dunkle, abgelegene Straßen oder Strände. Gehe am besten nie alleine aus, sondern mit ein paar starken Freunden oder Freundinnen.
- Sei vorsichtig, wenn du Alkohol trinkst oder andere Drogen konsumierst, besonders in Bars und Clubs. Nimm besser keine Getränke oder Snacks von freundlichen Fremden an. Sie könnten mit K.O.-Tropfen versetzt sein.
- Wenn du ein Taxi oder eine andere Transportmöglichkeit brauchst, wähle ein autorisiertes und lizenziertes Unternehmen. Steige nie zu Fremden in Autos oder fahre bei Unbekannten auf dem Motorrad mit.
- Vermeide es, Schmuck und teure Gegenstände zur Schau zu stellen. Es ist auch ratsam, Bargeld und wichtige Dokumente sicher im Hotelsafe aufzubewahren.
- Wenn du in einem Hotel oder einem Guesthouse übernachtest, verschließe immer sorgfältig deine Tür. Es ist auch ratsam, immer einen Blick durch den Türspion zu werfen, bevor du die Tür öffnen.
- Informiere Freunde oder Familie über deinen Aufenthaltsort und teile ihnen deine Reiseroute mit. Es ist auch ratsam, immer ein Handy bei sich zu haben und aufgeladen zu halten. So kannst du im Notfall Hilfe herbeirufen.
Bildquellen: